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Befugnisse in der Holokratie

Lesedauer ca. 5 Minuten

Ich möchte auf einen Artikel von Dennis Wittrock [Wittrock 2021] hinweisen, der sehr gut beschreibt wie das mit den Befugnissen in Holokratie gemeint ist. Zu Verantwortung in Rollenmodellen hatte ich hier bereits etwas geschrieben: Bin ich eine Rolle? Und wenn ja, wie viele?

Wenn man Rollen(trägern) Verantwortlichkeiten für bestimmte Ergebnisse gibt, heißt das auch, dass man sie autorisieren muss, alles mit den Ergebnissen in Zusammenhang stehende tun zu dürfen – alles andere kann keine echte Ergebnisverantwortung sein!

In diesem Artikel geht es jetzt speziell um die mit Verantwortlichkeiten verbundene Autorisierung oder eben: Befugnisse.
Bei ]m[ nennen wir es gerne die „Generalumkehr„:

In konventionellen Managementsystemen ist tendenziell alles verboten, was nicht explizit erlaubt ist. In der Holakratie ist tendenziell alles erlaubt, was nicht explizit verboten ist.

[Wittrock 2021]

Und das ist ein Punkt, der manchen vieles abverlangt!
Wenn Wittrock schreibt…

Man kann sich die obige Formel durchlesen, nicken und denken „Ok, das habe ich verstanden.“ Es bleibt aber leider nur ein oberflächlicher Gedanke. Dieser Gedanke reicht zu Beginn meist nicht tief genug, um tiefsitzende Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster umzukrempeln, die mitunter jahrelang durch das klassische Organisationsparadigma geprägt wurden.

ebd.

…dann kann ich ihm nur beipflichten. Aus persönlicher Erfahrung und auch aus der Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Dieses Potential zu befreien ist aber gleichzeitig einer der mächtigsten Hebel in der heutigen Zeit, wo Mitarbeiter rar sind und wir ständig Neues erfinden und entdecken müssen (Produkte, Geschäftsbereiche, Arbeitsweisen, Bedürfnisse, …) – das Mikromanagement und Command & Control funktionieren einfach nicht in der Komplexität!

Gleichzeitig sehe ich, dass Eigentümer und bisherige Ressourcenverantwortliche mit großer Sorge auf diese Generalumkehr schauen. Denen sei zugerufen: Ganz so freizügig ist es dann doch nicht!

Keine Angst

Die Einführung der Generalumkehr (oder allgemeiner: von „verteilter Befugnis“ bzw. Selbstorganisation) ist nicht die Einführung der Anarchie!

Zunächst mal geht es ja um die Freiheit in Bezug auf den Purpose, also das gemeinsame Anliegen und den Rollen-Purpose. Die Freiheit zu entscheiden, ob ich morgens aufstehe und überhaupt zur Arbeit gehe, habe ich auch so. Die muss keine Methodik der Welt mir geben. Die ist auch schon in den alten, klassischen Organisationsmodellen vorhanden! Freilich mit all ihren Konsequenzen… so erwachsen muss man sein…

Dann sei erwähnt, dass in der Verfassung von Holacracy bereits geregelt ist, dass man nicht wahllos die Ressourcen des Unternehmens verfeuern darf: Die „verteilte Befugnis“ unterliegt sehr wohl bereits Einschränkungen auf der untersten, verfassungsmäßigen Ebene [HC v5.0: Artikel 4]. Explizit ist geregelt

  • in 4.1.2, dass man etwas, was anderen gehört nicht einfach benutzen darf, und
  • in 4.1.3 ist (expliziter geht es nicht) klargestellt, dass man nicht einfach Geld ausgeben darf.

Zu guter Letzt steht in der Verfassung ebenfalls, dass das Unternehmen weitere Rahmenbedingungen setzen darf und diese beachtet werden müssen [HC v5.0: 4.1.1]!

Den Budget- und sonstigen Kompetenzträgern (P&L-Verantwortliche, Fuhrparkverwalter, …) sei also zugerufen, dass es in ihrer Hand liegt, die Grenzen zu ziehen! Wie schon im Agilen gerne „manage the system, not the people“ kolportiert wird (bspw. [Appelo 2011:154f], so gilt auch hier und wird durch Artikel 4 explizit gemacht: Durch das Setzen von Grenzen, ermögliche ich Mitarbeitern, sich auf die Generalumkehr einzulassen und Verantwortung in einem adäquaten Rahmen zu übernehmen!

An dieser Stelle sei auch an „enabling constraints“ von Dave Snowdens Cynefin Modell [Snowden 2007] erinnert: im Komplexen helfen Beschränkungen, denn sie erst ermöglichen Orientierung, Entscheidung und schließlich Handlung!

Die vier Quadranten des Cynefin Modells - im Komplexen sind Beschränkungen der Befugnisse hilfreich!
Im komplexen Umfeld empfiehlt das Cynefin Modell Beschränkungen aktiv zu setzen um die Menschen handlungsfähig zu machen

Diese Rahmenbedingungen ermöglichen den Mitarbeitern angstfrei etwas zu entscheiden und auszuprobieren (Potentialentfaltung), gerade weil sie so gesetzt sind, dass es „safe enough to try“ für das Unternehmen (oder den Bereich) ist. Die Sicherheit des Rahmengebers ist also die Ermächtigung des im Rahmen Handelnden.

In diesem Sinne wünsche ich allen, die sich auf den Weg machen: Nur Mut! Ihr habt es in der Hand, es sicher aus der Hand zu geben, und werdet dafür belohnt werden!

Wenn Sie dazu eine helfende Hand an Ihrer Seite haben möchten, melden Sie sich einfach:


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