WWF, GWÖ, B-Corp und weitere haben in ihrem Briefing die EU-Gesetzgeber aufgerufen, das Potenzial der CSDDD voll auszuschöpfen. Für uns ist sie ein Baustein in der ganzheitlichen Unternehmensführung.
Aus unserer Sicht sind die meisten Ansätze, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu verankern, halbgar. Sie begnügen sich mit der Erfüllung gesetzlicher Pflichten und machen aus ihrer alten Denke kommend nur so viel wie gerade nötig, um „compliant“ zu sein.
So stellt auch das Briefing des WWF fest:
Studien haben ergeben, dass 66 % der größeren Banken weltweit und über 70 % der größeren Unternehmen in den USA und Europa Nachhaltigkeitskriterien in ihre Vergütungspolitik aufgenommen haben. Dieselben Studien zeigen jedoch auch, dass viele Unternehmen keine wirksamen Ziele festlegen, die Indikatoren nicht detailliert genug sind oder keine Kriterien für die Tätigkeiten enthalten, die für ihr Geschäftsmodell am wichtigsten sind (z. B. Finanzierungen für Banken).
[WWF2023DE : 2], Hervorhebung durch den Autor
Es ist immer noch nicht verstanden, dass sich in einem „Ewigkeitsszenario“ Nachhaltigkeit auch betriebswirtschaftlich rechnet!
Dabei gibt es deutliche Signale. Die LBBW zum Beispiel kommt zu dem Schluss: „So erzielten nachhaltige Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkebranche eine im Durchschnitt sechs Prozentpunkte höhere EBIT-Marge als weniger nachhaltige Unternehmen der Branche.“ [LBBW2018: 2] und GlobeOne erstellt den „Purpose Readiness Index„, weil nachhaltige Unternehmen attraktiver für Kunden sind, besonders für die jüngere Generation. Und nicht nur für Kunden ist Nachhaltigkeit interessant: „Auch auf der Anlageseite hat die nachhaltige Kapitalanlage zumindest bei institutionellen Anlegern das Nischendasein hinter sich gelassen. Bereits mehr als die Hälfte der institutionellen Anleger beachtet in unterschiedlichem Umfang soziale, ökologische und auf eine gute Unternehmensführung bezogene Kriterien bei der Anlageentscheidung.“ [LBBW2018: 4]
Nachhaltigkeit funktioniert nur ganzheitlich
Wichtig ist uns bei ]m[ das Verständnis des Begriffs „Nachhaltigkeit“. Auch er sollte bereits ganzheitlich verstanden werden. „Nachhaltigkeit“ wird noch zu oft auf die Umwelt und ökologisches Handeln allein bezogen.
Die Studie „Sustainability Transformation Monitor 2023“ untersucht Nachhaltigkeit in den Dimensionen Environment, Social und Governance (ESG) und beschreibt in ihrer Zusammenfassung im Kernergebnis 3 die Handlungsfelder für soziale Nachhaltigkeit: „Wohlbefinden, Weiterbildung, faire Vergütung, Einbindung und Teilhabe von Arbeitnehmer:innen sowie deren Rechte und Arbeitsbedingungen in Wertschöpfungsketten“ (STM2023: 13).
Dennoch werden in dem Teaser zur Studie lediglich „Klimaziele“ konkret genannt. Der Autor des Teasers hat an der Studie selbst mitgewirkt und könnte daher sehr gut auch die konkreten Elemente sozialer Nachhaltigkeit benennen. Meine Vermutung ist, dass die ökologische Nachhaltigkeit einfach noch andockfähiger ist und auf mehr Resonanz stößt. Daher verkürzt man, weil man die Diskussion erst einmal in Gang setzen möchte. Die soziale Dimension von Nachhaltigkeit ist also noch nicht großflächig in der Gesellschaft angekommen.
Wir bei ]m[ sehen jedoch neben dem ökologischen Desaster, auf das wir zurasen, auch den sozialen Konflikt als eines der Mega-Risiken für die Zukunft! „Nachhaltigkeit“ hat viele Facetten. Diese breitere, ganzheitliche Sicht kommt gut bei der vierten Empfehlung im Briefing heraus:
„Die für die Vergütungspolitik verwendeten Nachhaltigkeitskriterien sollten das gesamte Spektrum der Nachhaltigkeit abdecken. Die derzeitigen Vorschläge beschränken sich auf Klimaziele, während ein kohärenter und wirksamer Ansatz eine stärkere Verknüpfung mit den allgemeinen und spezifischen Verpflichtungen gemäß Artikel 25 und 26 erfordert. Nachhaltigkeitsbezogene Vergütungspolitik sollte auf einer breiteren Palette detaillierter und messbarer Kriterien beruhen, was den Unternehmen mehr Rechtsklarheit bei der Verfolgung von Nachhaltigkeitszielen verschaffen würde.“
[WWF2023DE : 4], Hervorhebung im Original
Und um die Verbindung zur CSDDD wieder herzustellen – zu dem Schluss kommt gleichermaßen der STM:
„Zudem zeigen unsere Ergebnisse, dass Nachhaltigkeit oft noch nicht an Anreizsysteme wie Vergütungsmodelle geknüpft ist.“
[STM2023: 12] Kernergebnis 2 des Monitors
Hilfreiche Werkzeuge für die Umsetzung von CSDDD & Co.
Zugegeben: Es ist nicht trivial, geeignete Indikatoren zu finden, und auch die Verankerung in der Unternehmensführung ist ein aufwendiger Prozess. Aber wer in der neuen Arbeitswelt überleben will, wird sich damit auseinandersetzen müssen.
Und es gibt Werkzeuge, die Hilfestellung geben.
Beispielsweise die GWÖ-Matrix: Mit ihren 20 Zellen zeigt sie auf, wie Werte (z. B. „Transparenz und Mitbestimmung“) mit Berührungsgruppen (z. B. „Lieferanten“ oder „Mitarbeiter“) in Verbindung stehen und angegangen werden können.
Oder das MetaImpact Framework: 10 Kapitale decken die Wirklichkeit ab und werden mit Metriken und Ausbaupraktiken angereichert. So wird man geführt und hat am Ende eine Draufsicht auf das eigene Unternehmen, die ganzheitlich ist und praktisch angewendet werden kann.
Zur prozessualen Unterstützung bei der Einführung können beide Werkzeuge mit OKR kombiniert werden. Hier vereinbart man einen regelmäßigen Zyklus, in dem die vereinbarten Ausbaupraktiken auf ihre Wirksamkeit und die Metriken auf Ihre Aussagekraft überprüft und ggf. angepasst werden.
Wenn Sie hierüber mehr erfahren wollen, dann lassen Sie uns sprechen. Sie können jederzeit und unverbindlich eine ViKo buchen mit einem unserer Experten.
Referenzen
- [WWF2023] Das Briefing im Original ; auch zu finden auf der GWÖ-Website
- [WWF2023DE] Das von uns mit DeepL übersetze Dokument
- [STM2023] Kunzlmann et al., 2023, Sustainability Transformation Monitor 2023, Bertelsmann Stiftung
- [LBBW2018] Bundschuh et al., 2018, „Nachhaltigkeit lohnt sich – Gesellschaft und Unternehmen im Wandel.“, in Blickpunkt, 15.02.2018 – hier verfügbar
Schreibe einen Kommentar